Was wir bereits bislang gelernt haben
1. Jesus heilte ganz unterschiedlich. Er handelte nie nach „Schablone“.
2. Jesus heilte, weil Er barmherzig ist (Matth. 9,12.13). Wenn Er nicht heilte, dann heißt das nicht, dass Er plötzlich unbarmherzig gewesen ist. Das sagt uns, dass sich Seine Barmherzigkeit zentral auf Sein Erlösungswerk am Kreuz bezogen hat und bezieht.
3. Wenn Jesus an Menschen handelte und sie heilte, dann hatte das immer auch eine Bedeutung und Auswirkung auf andere: die Jünger, die Menschen, die mitfolgten, die Pharisäer, wenn auch das Heilungswunder im Vordergrund stand.
4. Wichtig ist, dass die Jünger, die mit Jesus gingen, Ihn kennen lernen sollten, und zwar als Sohn Gottes, nicht nur als den, der Wunder tat. Das größte Wunder ist ja, dass er die Erlösung der Sünder bewirkt hat, indem Er ihr Herz verwandelte.
5. Die Apostel haben das Evangelium verkündigt. Die Wunder waren mitfolgende Zeichen. Das Evangelium war und ist immer unwandelbar und feststehend. Die Wunder, die sie taten, stellten sich als variabel dar.
6. Die Jünger sollten erkennen, dass sie das Handeln Jesu nicht in eine menschliche Systematik packen konnten. Das erforderte Sensibilität, Demut und Respekt. Denn es war ja der Herr selbst, der sich in den großen Taten offenbaren wollte, jenseits von menschlichen Berechnungen.
Die Begebenheit im Kontext betrachten (Markus 8,1-30)
Warum ist das wichtig? Weil wir sehen werden, dass der besondere Weg der Heilung des Blinden unterstreicht, wie sehr es Jesus es darum ging, aufzuzeigen, dass wir nicht alle Erkenntnis über Ihn auf einmal bekommen. Er will unsere Augen Stück für Stück öffnen. Das sehen wir auch im ersten Abschnitt:
Das Speisungswunder,
also ein Versorgungswunder; wir lesen, dass Jesus innerlich bewegt war, er sorgte sich um
ihr leibliches und geistliches Wohlergehen. Lasst uns beide Aspekte im Blick behalten.
1. Interessant, wie Jesus die Jünger einbezieht und die Lösung zusammen mit ihnen bespricht, nicht weil er etwa ihren Rat benötigte. Er hätte ja auch einfach handeln können. Jesus bringt unseren Glauben zur Entfaltung, indem Er uns zum Mitdenken bewegt, uns an die Grenzen unseres Verständnisses führt, um sich uns so in Seiner Einzigartigkeit zu offenbaren. Unser Denken wird erweitert. Und Er sprengt unsere Vorstellungskraft.
2. Man kann es auch so ausdrücken: Jesus muss das Unmöglichkeitsdenken aus ihnen herausholen. Werdet erneuert in eurem Sinn! Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist möglich bei Gott!
3. Das ist wichtig. Wir lernen, dass wir niemals selbst die Lösungen in uns suchen und auf das Fleisch vertrauen. Er will sich ja verherrlichen. Ohne mich könnt ihr nichts tun. Ihr werdet größere Dinge tun.
4. Hier bestätigt sich einmal mehr, dass die Wunderhandlungen Jesu auch eine Art lehrhafte Gleichnisse darstellen, in denen Sein Wesen offenbar wird.
5. Dann kommt die Brotfrage, wieder werden die Jünger vor ein Problem gestellt, sie lernen, das zu geben, was sie haben und sehen, dass Jesus das, was sie in Händen haben, vermehren kann. Außerdem wird ihnen klar, wie sehr Er es wünscht, dass der Hunger nicht nur gestillt wird, sondern dass die Menschen allezeit genug zu essen haben und satt werden. Unser tägliches Brot gib uns heute.
6. Später lesen wir sogar vom Überfluss, wenn wir geben, was wir haben (sieben Körbe). Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es im Überfluss haben.
7. Dann lesen wir von dem Streit, den die Pharisäer anzetteln wollten, in dem sie Jesus reizten, Zeichen zu setzen. Er ließ sie stehen, stieg wieder ins Boot und fuhr zum anderen Ufer. Man möchte meinen, den Umweg hätten sie sich doch sparen können. Aber das war nicht der Fall.
8. Man kann nicht sagen, dass diese Begegnung keinen Sinn hatte, es scheint manchmal so. Jesus aber nimmt das zum Anlass, um ihnen bei der Brotfrage vor dem Sauerteig der Pharisäer und des Herodes zu warnen.
9. Die Jünger wiederum verstanden das falsch, sie dachten gerade daran, dass sie vergaßen, Brot mitzunehmen, für sie gab es keinen Zusammenhang für den Einwurf Jesu mit dem Sauerteig.
10.Aber Jesus wusste, was er tat und machte den Jüngern deutlich, wie wenig Verstehen sie noch hatten, doch endlich zu begreifen, um was es ihm gegangen ist. Jesus erklärte es ihnen dann.
Erst jetzt kommen wir zur Begebenheit mit dem Blinden und fragen uns vor diesem Hintergrund, was wir von Jesus stückweise daraus lernen können.
1. Sie sind in dem Dorf Bethsaida, dort bringen sie diesen Blinden, der von seinen Helfern an der Hand zu Jesus geführt wird.
Das übrigens ist auch ein guter Hinweis für unseren Dienst. Jesus möchte, dass wir die Menschen, die in Not sind, „an die Hand nehmen“ und sie zu Ihm bringen. Wir stehen vielleicht in der Gefahr, selbst an ihnen „herumzudoktern“.
Dieses an die Hand nehmen, also einen Weg zu machen, den der Blinde nicht selbst finden und gehen kann, ist ein schönes Bild.
2. Wir machen allerdings mitunter die Erfahrung, dass nicht jeder, der krank ist, sich von uns führen lassen und gesund werden will. Der Blinde ließ sich führen und erlebte sein Wunder. Es geht also immer auch um ein gewisses Mitwirken unsererseits.
3. Es spielt auch eine Rolle, ob WIR Jesus nahe sind bzw. ob ER in der Nähe ist. Offenbar hängen die Wunder auch damit zusammen. Der Blinde hörte von Jesus. Er war nicht weit weg. Wenn der Heilige Geist eine „innere Nähe“ zu Jesus in den Herzen bewirken kann, geschehen oft wunderbare Dinge. Es gibt so etwas wie ein inneres Spüren der Gegenwart Gottes. Es baut sich in solchen Fällen eine Atmosphäre des Glaubens auf.
4. Jesus geht nicht immer gleich auf unsere unmittelbaren Erwartungen ein. Statt den Blinden an Ort und Stelle zu heilen, wie er es sonst auch tat, führt Er ihn zunächst aus dem Dort heraus. Das mag für die Beteiligten befremdlich gewesen sein und womöglich manche veranlasst haben, nicht weiter mitzugehen.
Eine nähere Begründung dafür wird uns nicht geliefert, aber wir können uns manches vorstellen. Jesus entwich mitunter den Menschenmassen. Es ging ihm nicht darum, menschliches Aufsehen zu erregen. Vielleicht wollte er dem Blinden zunächst ein Gefühl des Vertrauens geben. Bevor Er ihn, der noch nicht sehen konnte, anrühren würde, nimmt Er ihn an die Hand. Der Blinde spürt, wie sich Jesus „anfühlt“. Das mag für uns ein schönes Bild dafür sein, dass Er auch uns, bevor wir Ihn aufgenommen haben, „an die Hand genommen hat“, um uns ein Gefühl für seine Nähe zu geben. Kann es sein, dass Jesus bestimmte Wunder deshalb noch nicht tut und abwartet, weil Er sehen will, ob wir bereit sind, den ganzen Weg mit ihm zu gehen? Der Blinde oder seine Begleiter hätten doch auch anders reagieren und kehrt machen können, so wie es Menschen machen, die Jesus gern vorschreiben würden, wie Er an ihnen handeln soll.
Vor allem aber scheint ein entscheidender Grund folgender zu sein: Jesus hatte sich auch zu anderen Begebenheiten von Menschen getrennt, die nur im Wege gewesen wären und womöglich sogar ein Wunder hätten vereiteln können.
5. Dann handelt Jesus völlig eigenartig. Er spie dem Blinden in die Augen. Macht man sowas? Das ist doch eklig und demütigend. Hätte er nicht einfach die Hand auflegen können wie sonst auch? Sicher! Aber auch das hatte seine Bedeutung, die sicherlich mit unserer Sünde und mit Golgatha zu tun hatte. Jesus tat ja öfter zeichenhafte Dinge. Unser Herr ließ sich selbst von den Sündern bespucken, ohne es ihnen übel zu nehmen, im Gegenteil! Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Er nimmt unsere Sünden auf sich und beantwortet unser gottloses Verhalten mit Taten der Barmherzigkeit. Vielleicht will Jesus dem Blinden auch sagen: Du bist von den Menschen wegen deiner Blindheit verachtet und ausgestoßen, „bespuckt“ worden, so wie ich auch. Darin bin ich dir gleich. Aber ich mache daraus jetzt etwas Gutes. Und so nimmt Er ihm nicht nur die Blindheit und gibt ihm sein Augenlicht zurück, sondern heilt auch sein Herz und seine Seele. Es entsteht eine liebende Beziehung, die viel mehr ist als das Wunder am Körper. Wir lernen daraus, dass vieles, was Jesus tat, erst im Nachhinein durch den Heiligen Geist klar werden konnte. Zum Zeitpunkt des Geschehens blieb es rätselhaft.
6. Sollten wir so etwas nachmachen, wenn wir mit Kranken beten? Ich glaube, dass einige Dinge nur Jesus tun konnte, weil er allein unser Erlöser ist und deshalb auf diese Weise symbolisch agieren konnte.
7. Nun sehen wir wieder, dass Jesus den Betreffenden einbezieht. Jesus fragte den Blinden zunächst, nicht WAS, sondern OB er etwas sehe. Er sagte nicht: Siehst du da die Menschen? Er ließ ihn selbst beschreiben, was er sieht. Davon lesen wir oft auch in den Propheten. Ist das nicht auch „pädagogisch“ wertvoll! Wir sollen schon die kleinen Anfänge nicht verachten und uns nicht scheuen, das noch unvollständige zum Ausdruck zu bringen. Das ist ein wichtiger Schritt zum Ganzen und hinterlässt wichtige Erfahrungen in der Gemeinschaft mit Jesus. Wir werden sicher, sowohl in der Sache als auch in der Beziehung, im Kennenlernen.
Und die Antwort des Blinden ist bezeichnend. Eigentlich sieht er etwas, aber eigentlich auch wieder nicht, es ist umrisshaft, nicht klar, und das sagt er auch, „Menschen wie Bäume umhergehen“. Jesus legte wieder die Hände auf seine Augen, ohne zu spucken. Das zeigt uns, dass schon im Beginn der Grundstein für das ganze gelegt ist. Was Er anfängt, bringt er auch zu Ende. Jesus hat nicht eine Möglichkeit unter vielen ausprobiert. Er ist der Anfänger (Urheber) und Vollender unseres Glaubens. Stell dir vor, Jesus hätte den Blinden vertröstet und wieder nach Hause geschickt. Wäre das eine Ermutigung gewesen? Oder hätte Jesus sich auf diese Weise besser verherrlicht? Sicher nicht! Er stellt mehr als wieder her. Wir sollen Ihm vollkommen vertrauen lernen. Manches geschieht in Etappen.
8. Wir haben nicht die volle Erkenntnis, die baut sich langsam auf. Aber wir können sicher sein, dass jedes Stückwerk zum Ganzen führt. Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen; wer sich Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird. Sobald wir sagen würden: Danke Jesus, für das, was du bisher getan hast, ab jetzt komme ich allein weiter, würde das Handeln Jesu zum Erliegen kommen. Wir müssen lernen, dran zu bleiben. Und wir brauchen Ihn in jedem Aspekt unseres Lebens.
9. Jesus möchte, dass wir nicht nur das ganze Wunder erleben, sondern er will, dass wir in eine zunehmende Klarheit von Zusammenhängen kommen, die für uns bedeutsam sind und durch die wir Ihn immer besser kennen lernen.
Das betrifft auch die biblische Lehre unseres Herrn Jesus Christus, die wir in den Evangelien und in allen Büchern des NT vorfinden. Indem wir Jesus kennen lernen und auf Ihn sehen lernen, wird unser Glaube wachsen, Stück um Stück. Unsere Lebensumstände spielen dabei eine wesentliche Rolle. Denn dort will Er sich zeigen. Dort sollen wir von Ihm lernen und in Sein Bild hineingestaltet werden.
10.Dann schickte Jesus den Blinden nach Hause und befahl ihm, nicht ins Dorf zu gehen. Das hatte sicherlich ganz praktische Gründe. Die Leute sollten ihn in Ruhe lassen. Er musste sich an die neue Situation gewöhnen. Aber er sollte den empfangenen Segen der Wiederherstellung genießen, in der Stille auf sich wirken lassen. Es hängt sicherlich mit der Kostbarkeit des Erlebten zusammen, diesem Jesus begegnet zu sein, der eigens für ihn von Gott gesandt wurde, um ihm Barmherzigkeit und Liebe zu erweisen. Wenn besondere, außerordentliche Dinge geschehen, brauchen wir niemanden um uns herum. Wir wollen mit unserem Herrn allein sein. In diesem Falle war es jedenfalls so. Ist es uns nicht auch schon so gegangen, dass wir nach einem tiefen Segen in der Gefahr waren, uns zu zerstreuen. Wie schnell kann man etwas Kostbares durch Unachtsamkeit auch wieder verlieren.
Das anschließende Gespräch Jesu mit den Jüngern ...
1. ...unterstreicht im Kern das, was wir festgestellt haben; dennJesus fragte seine Jünger, was die Leute bzw. was sie sagten, wer er sei. Auch ihnen stellte er entscheidende Fragen, bezog ihre Antworten, einem Bekenntnis gleich, mit ein. Auch sie hatten ihren Herrn schon klar erkannt, obschon sie noch einen Weg zur volleren Erkenntnis vor sich hatten. Gerade darin spiegelt sich das Wunder am Blinden wider.
2. Wir halten fest: Jesus möchte, dass wir Ihn Stück für Stück immer besser kennen lernen, so wie der Blinde Stück um Stück sehen lernte. Wir sollen tiefer und klarer erkennen, wer Er ist und wie Er wirkt.
Das gibt uns einerseits Glaubenssicherheit und Glaubensstärke, andererseits bringt es uns aber auch dahin, dass wir noch viel mehr und noch Größeres erwarten dürfen, je nachdem, in welchen Situationen wir uns auch immer befinden. Ihm ist nichts zu schwer, durch viel oder wenig zu helfen.
Deshalb lehrt uns die Schrift, Jesus beständig vor Augen zu haben und Ihn zu betrachten. So wird unser Glaube wachsen und so werden wir verwandelt durch dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Der Heilige Geist wird euch alles lehren und euch in die ganze Wahrheit leiten.